Quelle: Zeitschrift "Veselı Vılet" / "Ein lustiger Ausflug". Ausgabe Winter 1993

Erinnerungen an die Mohornmühle

Die Mohornmühle (1930)

An dem Ort, den man heute Spaleny Mlyn (Bei der abgebrannten Mühle) nennt, stand früher wirklich einmal eine Mühle. Obwohl schon lange Jahre das Mühlrad nicht mehr klappert und die Mühlsteine schon lange kein Getreide mehr zu Mehl mahlen. Dennoch wurde sie weiterhin geachtet wie das wichtigste Objekt im Dorfe. Ihr Name Mohornmühle erinnerte immer wieder an alte, schon längst vergangene Zeiten Kleinaupas. Mohorns waren nämlich eine der ersten Ansiedler, die im Jahre 1366 hierher kamen, um bei dem Bergflüsschen (genannt Kleine Aupa) den Urwald zu roden. Hier wurden auch Kleinaupas erste Hütten aufgebaut. Auf 100 Jahre alten Fotografien, können wir gegenüber der Mühle, hinter dem Flüsschen eine Hütte sehen die wohl die aller älteste von Kleinaupa ist. Lange schon wächst an diesem Ort Erlengebüsch. Wie lange Mohorns Eigentümer der Mühle waren, weiß ich nicht, doch eines ist sicher – sie gehörten zu den Gründern dieses Bergortes und der Mühle, und bis heute leben ihre Nachkommen in Kleinaupa. Über Begebenheiten, aus ihrem Leben, von ihrer täglichen schweren Arbeit und über schöne Stunden beim Schnitzen von Krippen und Rübezahlfiguren will ich später einmal erzählen.

Neben der Mühle stand seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts noch eine Holzschleiferei. Sie nutzte gemeinsam mit der Mühle die Wasserkraft des Bergflüsschens. In einem langen, hölzernen Antriebsgraben führten sie das Wasser zu beiden Objekten. Später wurden dann in der Holzschleiferei Dachschindeln erzeugt. Dort wurden die Dachschindeln für ganz Kleinaupa hergestellt. Bis zum Jahre 1902 war die Mohornmühle in Betrieb. Doch seit der großen Überschwemmung im Jahre 1882, die sie sehr beschädigt hatte, ging es mit der Mühle so langsam bergab.



Die Mohornmühle um 1920.

Deshalb wohl kam ein Herr Wenzel Adolf auf den Gedanken, aus der Mühle ein Hotel zu machen. Er ließ einen Teil der Mühle abreißen, nur der älteste Teil blieb stehen, an dem er ein neues Gebäude anbauen ließ, obwohl es ein Fachwerkbau war, passten die zwei Teile nicht gut zusammen - aber der Herr Adolf wusste schon was er machte! Im alten Teil, in der ursprünglichen großen Stube der Mühle übernachtete nämlich im Jahre 1779 der Thronfolger Kaiser Joseph der Zweite. Diese Tatsache (belegt mit Stiefelknecht und dem Essbesteck des Kaisers) und auch der historisch wertvolle Kachelofen in der Stube, lockte dann viele Gäste aus dem ganzen Riesengebirge in Herrn Adolfs Hotel wieder Mohornmühle genannt. Später dann, im Jahre 1941 war aber wiederum der alte Teil die Ursache, die zum Ende des Hotels führte. Damals ging nämlich die Nachbarshütte in Flammen auf (sie ist gut auf der Fotografie zu sehen) und das Feuer ging leicht auf den hölzernen Teil des Hotels über. Die Mohornmühle war abgebrannt! - und damit waren für lange Jahre die guten Zeiten für die Bewohner von Kleinaupa beendet. Hier möchte ich noch erwähnen, was mir Herr Raimund Sagasser, sozusagen die lebendige Chronik Kleinaupas, erzählte.

Als er mir ein ganzes Päckchen alter Ansichtskarten und Fotografien zeigte, blieb sein Blick gerade an einer hängen. Sie war nicht eine der schönsten, aber es war die Mohornmühle. Da wurden in ihm Erinnerungen wach und er erzählte mir, wie und wann er einem Stückchen der ältesten Geschichte dieses Hauses begegnete. Es war wohl im Jahre 1948, als die letzten Reste der abgebrannten Mohornmühle der Erde gleichgemacht wurden, der ganze Platz wurde damals planiert. Bei dem Aus- und Umgraben aus einer der tiefsten Stellen ein uralter Mühlstein zum Vorschein. Wohl der aller älteste Mühlstein von Kleinaupa, der sicherlich das Mehl schon für die ersten Ansiedler gemahlen hatte. Leider war damals nicht die richtige Zeit, etwas aus der Vergangenheit Kleinaupas aufzubewahren, schade.

Nun hat der Gemeinderat von Kleinaupa beschlossen, an dem Ort, wo einmal de Mühle stand (heute Parkplatz) eine Raststätte mit verschiedenen Dienstleistungen aufzubauen.

Die bedeutende Geschichte der Mohornmühle ist sicherlich eine Aufforderung für Architekten, beim Bau des neuen Gebäudes an die langjährige Tradition der Mohornmühle anzuknüpfen. Gleichzeitig sollte auch die Attraktivität dieses Ortes am Anfang der beiden Täler der Kleinen Aupa, wieder hergestellt werden.



Die Mohornmühle um 1900.




Die Mohornmühle um 1919.

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