Die Mohornmühle (1930)
An dem Ort, den man heute Spaleny
Mlyn (Bei der abgebrannten Mühle) nennt, stand früher wirklich einmal
eine Mühle. Obwohl schon lange Jahre das Mühlrad nicht mehr klappert
und die Mühlsteine schon lange kein Getreide mehr zu Mehl mahlen. Dennoch
wurde sie weiterhin geachtet wie das wichtigste Objekt im Dorfe. Ihr Name Mohornmühle
erinnerte immer wieder an alte, schon längst vergangene Zeiten Kleinaupas.
Mohorns waren nämlich eine der ersten Ansiedler, die im Jahre 1366 hierher
kamen, um bei dem Bergflüsschen (genannt Kleine Aupa) den Urwald zu roden.
Hier wurden auch Kleinaupas erste Hütten aufgebaut. Auf 100 Jahre alten
Fotografien, können wir gegenüber der Mühle, hinter dem Flüsschen
eine Hütte sehen die wohl die aller älteste von Kleinaupa ist. Lange
schon wächst an diesem Ort Erlengebüsch. Wie lange Mohorns Eigentümer
der Mühle waren, weiß ich nicht, doch eines ist sicher sie
gehörten zu den Gründern dieses Bergortes und der Mühle, und
bis heute leben ihre Nachkommen in Kleinaupa. Über Begebenheiten, aus ihrem
Leben, von ihrer täglichen schweren Arbeit und über schöne Stunden
beim Schnitzen von Krippen und Rübezahlfiguren will ich später einmal
erzählen.
Neben der Mühle stand seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts noch eine
Holzschleiferei. Sie nutzte gemeinsam mit der Mühle die Wasserkraft des
Bergflüsschens. In einem langen, hölzernen Antriebsgraben führten
sie das Wasser zu beiden Objekten. Später wurden dann in der Holzschleiferei
Dachschindeln erzeugt. Dort wurden die Dachschindeln für ganz Kleinaupa
hergestellt. Bis zum Jahre 1902 war die Mohornmühle in Betrieb. Doch seit
der großen Überschwemmung im Jahre 1882, die sie sehr beschädigt
hatte, ging es mit der Mühle so langsam bergab.
Deshalb wohl kam ein Herr Wenzel Adolf auf den Gedanken, aus der Mühle
ein Hotel zu machen. Er ließ einen Teil der Mühle abreißen,
nur der älteste Teil blieb stehen, an dem er ein neues Gebäude anbauen
ließ, obwohl es ein Fachwerkbau war, passten die zwei Teile nicht gut
zusammen - aber der Herr Adolf wusste schon was er machte! Im alten Teil, in
der ursprünglichen großen Stube der Mühle übernachtete
nämlich im Jahre 1779 der Thronfolger Kaiser Joseph der Zweite. Diese Tatsache
(belegt mit Stiefelknecht und dem Essbesteck des Kaisers) und auch der historisch
wertvolle Kachelofen in der Stube, lockte dann viele Gäste aus dem ganzen
Riesengebirge in Herrn Adolfs Hotel wieder Mohornmühle genannt. Später
dann, im Jahre 1941 war aber wiederum der alte Teil die Ursache, die zum Ende
des Hotels führte. Damals ging nämlich die Nachbarshütte in Flammen
auf (sie ist gut auf der Fotografie zu sehen) und das Feuer ging leicht auf
den hölzernen Teil des Hotels über. Die Mohornmühle war abgebrannt!
- und damit waren für lange Jahre die guten Zeiten für die Bewohner
von Kleinaupa beendet. Hier möchte ich noch erwähnen, was mir Herr
Raimund Sagasser, sozusagen die lebendige Chronik Kleinaupas, erzählte.
Als er mir ein ganzes Päckchen alter Ansichtskarten und Fotografien zeigte,
blieb sein Blick gerade an einer hängen. Sie war nicht eine der schönsten,
aber es war die Mohornmühle. Da wurden in ihm Erinnerungen wach und er
erzählte mir, wie und wann er einem Stückchen der ältesten Geschichte
dieses Hauses begegnete. Es war wohl im Jahre 1948, als die letzten Reste der
abgebrannten Mohornmühle der Erde gleichgemacht wurden, der ganze Platz
wurde damals planiert. Bei dem Aus- und Umgraben aus einer der tiefsten Stellen
ein uralter Mühlstein zum Vorschein. Wohl der aller älteste Mühlstein
von Kleinaupa, der sicherlich das Mehl schon für die ersten Ansiedler gemahlen
hatte. Leider war damals nicht die richtige Zeit, etwas aus der Vergangenheit
Kleinaupas aufzubewahren, schade.
Nun hat der Gemeinderat von Kleinaupa beschlossen, an dem Ort, wo einmal de
Mühle stand (heute Parkplatz) eine Raststätte mit verschiedenen Dienstleistungen
aufzubauen.
Die bedeutende Geschichte der Mohornmühle ist sicherlich eine Aufforderung
für Architekten, beim Bau des neuen Gebäudes an die langjährige
Tradition der Mohornmühle anzuknüpfen. Gleichzeitig sollte auch die
Attraktivität dieses Ortes am Anfang der beiden Täler der Kleinen
Aupa, wieder hergestellt werden.
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![]() Die Mohornmühle um 1919. |
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