Bei einen Besuch in der Kirche von Kleinaupa können Sie den nachstehenden Text lesen, wenn Herr Ruse (Kirchendiener) anwesend ist:
Sie befinden sich hier in einem Gebiet des Riesengebirges, das erst während
der Kolonialisierung im 16. Jahrhundert besiedelt wurde, als hier der Besitzer
der Herrschaft Hohenelbe, Christof von Gendorf, mit dem Holzeinschlag für die
Bergwerke in Kuttenberg / Kutná Hora begann. Laut dem Trautenauer Chronisten
Simon Hüttel wurde die Siedlung 1537 gegründet, das Teresianische Kataster jedoch
erwähnt Kleinaupa erst 1748.
Die Gemeinde Kleinaupa verdankt ihre Entstehung dem Holzeinschlag für den Bedarf
der Silberzechen in Kuttenberg. Die bis dahin unberührte Landschaft um das Flüsschen
Kleinaupa begannen nach und nach Holzfäller vor allem aus Tirol zu besiedeln.
In späteren Jahren wurde in dieser Region auch Eisen- und Arsenerz gefördert,
das man in Petzer / Pec pod Snéžkou verarbeitete. Nachdem der Erzabbau eingestellt
worden war, kam der Holzeinschlag zu Beginn des 17. Jahrhunderts nahezu völlig
zum Erliegen.
Die Holzfäller fanden anderswo Arbeit, ließen sich zum Teil auf den entstandenen
Waldblößen nieder und widmeten sich der Rinder- und Ziegenzucht. Es entstanden
an verschiedenen Stellen kleinere Gruppierungen von Berghütten und ganze Wiesenenklaven.
Eine weitere Erwerbsquelle war aber auch der Schmuggel hauptsächlich von Zucker
und Schnaps aus dem benachbarten Schlesien. Kleinaupa gehörte bis 1918 zu Österreich-Ungarn.
Im Rahmen seiner Religionspolitik, bekannt unter dem Namen "Josefinismus",
hat der österreichische Kaiser Josef II. anlässlich eines Besuches in Kleinaupa
im Jahre 1779 den Bau einer Kirche veranlasst - wie auch den Bau der Kirche
in Gross-Aupa.
Am 22. Februar 1791 wurde dieses Gotteshaus auf das Patronat Petrus und Paulus
geweiht. Es ist die höchstgelegene Kirche in Böhmen (975 m über NN).
Durch einen Blitzschlag am Abend des 10. September 1806, etwa um 20.45 Uhr,
brannte die Kirche ab. Der Wiederaufbau wurde sofort eingeleitet, und bereits
am 18. Oktober 1807 konnte wieder Gottesdienst gefeiert werden. Zum 100-jährigen
Jubiläum wurde im Apsisbogen eine Gedenktafel mit dem österreichischem Kaiseradler
und der Jahreszahl 1791 angebracht. Der sich über den Bogen zur Apsis wölbende
Schriftzug bedeutet auf deutsch:
Nach mehr als hundert Jahren wurde die Kirche im Jahre 1898 umfassend renoviert,
zuletzt im Jahre 1986 unter schwierigen Bedingungen und mit finanzieller Hilfe
ehemaliger deutscher Einwohner.
Bei der großen Innenrenovierung im Jahre 1936 wurde der jetzige Hochaltar aufgestellt.
Das Hauptbild des Altars zeigt die Kirchenpatrone Petrus und Paulus. Das linke
Bild zeigt die heilige Theresia als Verkörperung der Frömmigkeit, das rechte
Bild die heilige Elisabeth von Thüringen als Verkörperung der Mildtätigkeit.
Der Seitenaltar rechts ist der Gottesmutter Maria geweiht, der zur linken Seite
der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute. Dieser Altar ist somit
bis heute eine Erinnerung an die Arbeit in den Erz- und Arsenikgruben im Ort.
Die Bergleute, die in Arnsberg, jenseits von den Grenzbauden, arbeiteten, gedachten
in Verehrung ihrer Schutzpatronin jährlich mit einem feierlichem Gottesdienst
und einem Umzug.
Ein altes Kirchturm-Uhrwerk wartet indes noch auf seine umfangreiche Restaurierung.
Dreimal verlor die Kirche ihre Glocken: das erste Mal beim Brand 1806, das zweite
Mal mussten die Glocken 1916 zu Kriegszwecken abgenommen werden, weil man "nur"
das Material brauchte, ein drittes Mal 1943 aus gleichem Grunde. Nur die kleine
Glocke im Türmchen über der Apsis ist geblieben.
Die Orgel stammt aus dem Jahre 1833. Sie wurde öfters ausgebessert, sprich
überholt, und wird noch heute zu den Gottesdiensten gespielt.
In diesen Jahren fallen immer wieder Instandsetzungen an, so zuletzt die Reparatur
des Daches. Die Kirche hat leider noch keine ausreichende Heizung und ist deshalb
wintersüber meistens nur zu den Gottesdiensten geöffnet. Engagierte Bürger der
Gemeinde kümmern sich heute in ehrenamtlicher Arbeit liebevoll um die Pflege
dieses mit der Geschichte der Landschaft und ihrer Menschen verbundenen Kleinods.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden mit dem einsetzenden Tourismus
die Gasthäuser und Bauden. Aber auch schon im 18. Jahrhundert gab es vereinzelt
solche Einrichtungen, die ihre Dienste anboten. Wesentlichen Aufschwung nahm
der Tourismus aber erst nach dem Ersten Weltkrieg.
1945 hatte die Gemeinde Kleinaupa etwa 1000 Einwohner. Trotzdem hat sich der
Ort bis heute einen deutlich landwirtschaftlichen Charakter bewahren können,
wodurch auch zahlreiche Gebäude mit der für diese Gegend typischen Bauernarchitektur
erhalten geblieben sind.
Eine eigenständige Pfarrgemeinde existiert seit 1946 nicht mehr. Im Jahre 1980
war Kleinaupa als selbständige Gemeinde aufgelöst und dem Ort Petzer / Pec pod
Snéžkou eingegliedert worden. Nach der sanften Revolution im November 1989
erreichten Bürgerinitiativen die Wiederherstellung der kommunalen Selbständigkeit
Kleinaupa / Malá Úpa.
Wir freuen uns über jeden Gast in unserem schönen Riesengebirge (Krkonoše) am
Fuße der Schneekoppe (Snéžka) und begrüßen ihn ebenso herzlich in Kleinaupa.
Wir wünschen Ihnen schöne Tage bei uns.
Bleiben Sie gesund und kommen Sie bald wieder.
Auf Wiedersehen!
Zum Schutz der Kirchenausstattung werden auf dieser Webseite keine Innenaufnahmen wiedergegeben.
Idee, Gestaltung, Herstellung:
Karola und Dr. Eberhard Jahn (Berlin 1998/99) mit Zustimmung von Herrn Pfarrer
Ivan Havlicek (Malá Úpa) und Herrn Bürgermeister Jiri Skoda (Malá Úpa)
Quellen: Petr David, Vladimir Soukup: Reiseführer durch Böhmen, Mähren. Schlesien
- Riesengebirge Ost; Verlag S & D; Touristen-Informationsfaltblatt "MALÁ
ÚPA - KRKONOŠE", Reg.-Nr: Z 2140 05-10-299/1-1-991, Saisonzeitschrift "Veselý
výlet", Heft 12. Sommer 1998; Herausgeber: Miloslav und Pavel Klimeš. Horní
Maršov.
Pfarrer Johann Tasler (München) und Bärbel Köstler (Seckendorf) Übersetzungen,
Organisation: Rudolf Ruse, Horní Maršov, Temný D·l. Redaktionsschluss: Februar
1999