Aus der "Trautenauer
Bezirkskunde und Königinhofer Heimatkunde"
verfasst von Josef Demuth, Oberlehrer in Marschendorf I.
Druck 1901 in Trautenau
Der Waldbestand besteht fast ausschließlich
aus Fichten, doch findet man hie und da auch Tannen, Lärchen, Kiefern,
Ebereschen und Birken eingestreut. An den Abhängen der schwarzen Koppe
findet man das sogenannte Knieholz (Legföhre) in ziemlich bedeutenden Beständen.
Die Wälder gehören alle zur Herrschaft Marschendorf.
Von jagdbarem Wilde finden sich vor: Rehe, Hirsche, (beide in größerer
Anzahl), Hasen (wenig), Birk- und Auerhühner. Im Winter wird das Wild in
Futterbauden mit Klee, Mais, Zuckerrüben und wilden Kastanien gefüttert.
Den Ort durchzieht die Bezirksstraße, welche bei der Einmündung der
kleinen Aupa in die große (bei der Kreuzschenke) gegen Kleinaupa abzweigt.
Diese Straße führt durchs Fichtig bis zur Landesgrenze. Bei der Mohornmühle
zweigt ein Fahrweg ab, welcher über den "Kegelplan" (so heißt
der ebene Platz in der Umgebung der Kirche) zu den Grenzbauden führt und
sich dort mit der Bezirksstraße vereinigt. Vom Kegelplan zweigt ein Fahrweg
ostwärts gegen Kolbendorf und Albendorf ab.
Größere Bäche, welche
den Ort durchfließen, sind folgende: Das Fichtigwasser, der Schwarzwasser,
der Löwenbach. Durch die Vereinigung des Schwarzwassers mit dem Löwenbache
entsteht die kleine Aupa, von welcher der Name des Dorfes herzuleiten ist. Der
Name Löwenbach und Löwenthal (im Volksmunde "eim Löwa")
soll von zwei steinernen Löwen, welche am Eingange eines Stollens oder
Schachtes in diesem Thale standen, herrühren. In allen diesen Bächen
findet man die Forelle. Der Boden der Wiesen ist seichtgründig und besteht
vorherrschend aus Moor- und Sandboden. Grundgesteine sind hauptsächlich
Glimmerschiefer und Gneis, außerdem Kalk und Quarz eingesprengt.
Der Sommer zeigt im allgemeinen ein veränderliches Wetter (ein Wetterumschlag
tritt manchmal binnen wenig Stunden ein). Niederschläge und Gewitter sind
häufig. Einem Gewitter folgen in der größten Zahl der Fälle
regnerische und neblige Tage (bis 1 Woche lang). Blitzschläge, welche zündeten,
sind im Gemeindegebiete seit 25 Jahren nur zwei vorgekommen (ein Haus im Fichtig
und eins auf dem Nickelberge brannten vollständig nieder). Am 1. Mai 1895
(während der Maienandacht) schlug der Blitz in den Blitzableiter des Kirchturmes.
In den 60er Jahren schlug der Blitz in ein Haus in Niederkleinaupa, tötete
einen Menschen, zündete aber nicht.
Die Wärme überschreitet an sonnigen und weniger windigen Tagen nicht
oft 30° C. (doch wurde auch schon, und zwar am 22. Juli 1894 nachmittags
um 4 Uhr, bei Sonnenschein und Windstille eine Wärme von 43° C. beobachtet).
Im Herbste gibt es starke Reife. Der Schnee bleibt meist vom November bis April
liegen. Dass es im September oder Juni schneit, ist gerade keine Seltenheit.
Gewitter während der Schneestürme sind beobachtet worden. Die nach
Schneestürmen angesetzten Windwehen (Schneehaufen) erreichen oft eine Höhe
von 3½ bis 4 m über dem Erdboden. Die Kälte erreicht im Jänner
und bei Ostwind nicht selten 30° C. Da die Häuser mit nur wenigen Ausnahmen
alle ebenerdig angelegt sind, so geschieht es bei Schneestürmen häufig,
dass solche Häuser, welche gerade vom Windstrich getroffen werden, bis
über die Fenster mit Schnee versetzt sind, und dass sich die Bewohner einen
Hohlweg vom Vorhäuschen an ausschaufeln müssen. Solche Schneestürme
dauern oft mehrere Tage und Nächte. Der Verkehr ist dann ungemein erschwert
oder gänzlich aufgehoben. Nach solchen Schneestürmen geht viel Wild
zugrunde, da dasselbe die Futterbauden nicht erreichen kann.
Windstille Tage gibt es das Jahr über nicht sehr viele. Der größte
Theil der Bewohner beschäftigt sich mit Wiesenbau und Viehzucht (Butter-
und Käsebereitung). Der übrige Theil findet Erwerb durch Holzfällen
und bei Anlage der Waldculturen im Sommer und durch Holzrücken (mittelst
der Hörnerschlitten) im Winter. Eine geringe Anzahl (etwa 25) finden ihr
Fortkommen als Bergleute in dem nahegelegenen Bergwerke bei Schmiedberg in preußisch
Schlesien. Der Butter- und Käsehandel ist bedeutend. Zu erwähnen wäre
noch der Handel mit Preisel- und Heidelbeeren, welche zum größten
Theile nach preußisch Schlesien geliefert werden. Die Zahl der Handels-
und Gewerbetreibenden beträgt in Nieder-Kleinaupa 22, in Ober-Kleinaupa
11.